Der Erfolg einer kieferorthopädischen Behandlung hängt von vielen Faktoren ab. So ist die richtige Diagnose durch den Fachzahnarzt für Kieferorthopädie eine wesentliche Voraussetzung für den Therapieerfolg. Ebenso wichtig ist die sorgfältige Planung der Behandlung inklusive der zur Anwendung kommenden Mechaniken und natürlich die Effizienz des Therapiegeräts. Werden Multibracketapparaturen eingesetzt, spielt die Positionierung der Brackets eine entscheidende Rolle. Denn nur wenn die Brackets optimal auf der Zahnkrone platziert sind, kann eine zielgerichtete dreidimensionale Zahnbewegung und somit die Korrektur der Fehlstellung erfolgen.
Wenn wir abbeißen, kauen oder schlucken, wirken Kräfte auf unseren Zahnhalteapparat ein, welche dieser problemlos kompensieren kann. Da die Zähne bei einem gesunden Gebiss wie „Felsen in der Brandung“ im sogenannten Parodontium verankert sind, können sie kurzzeitig selbst hohe Kräfte, wie diese z.B. beim festen Zubeißen entstehen (bis zu 80 kg!), ohne Weiteres ausgleichen.
Werden Zahnfehlstellungen im Rahmen einer kieferorthopädischen Behandlung korrigiert, geschieht das mithilfe einer herausnehmbaren oder festsitzenden Apparatur. Diese erzeugt ganz bewusst zusätzliche, über einen längeren Zeitraum auf Zähne und Parodontium einwirkende Kräfte sowie Drehmomente, wodurch die Zähne mittels Druck und Zug in ihre Zielposition bewegt werden.
Wichtig ist dabei die Beziehung des Kraftansatzpunktes des positionierten Brackets zum Widerstandszentrum des Zahnes, wobei die Lage des Widerstandszentrums sowohl von der Form als auch der Größe der jeweiligen Zahnwurzel abhängig ist. Je näher zum Widerstandszentrum die wirkende Kraft ansetzt, desto mehr wird der Zahn als Ganzes inklusive seiner Wurzel verschoben bzw. körperlich bewegt. Je weiter jedoch Kraftansatzpunkt und Widerstandszentrum voneinander entfernt sind, desto mehr resultiert eine eher kippende Bewegung der Zahnkrone, während die Wurzel an Ort und Stelle verbleibt.
Da Kraftansatzpunkt und Widerstandszentrum bei einem Zahn keinen identischen Punkt darstellen und die Kraft somit nicht direkt durch das Widerstandszentrum eingeleitet werden kann, wird bei einer festsitzenden Therapie das Bracket als Punkt für die Krafteinleitung genutzt. Im Zusammenspiel mit dem Behandlungsbogen sorgt es dafür, dass die Zähne schließlich in ihre korrekte Stellung im Zahnbogen bewegt werden.
Insbesondere bei den heute meist eingesetzten „vorprogrammierten Brackets“, bei denen die im Bracketslot enthaltene Bewegungsinformation mithilfe eines geraden Bogens (Straight-Wire-Apparatur) auf den jeweiligen Zahn übertragen wird, kommt der Bracketpositionierung eine entscheidende Rolle zu.
Um Zähne je nach vorliegender Fehlstellung zielgerichtet in ihre korrekte Position bewegen zu können, muss die Ausrichtung der Brackets auf der Außenfläche (bukkale/labiale Brackettechnik) bzw. Innenfläche (Lingualtechnik) des Zahns so genau wie möglich erfolgen. Hierbei orientiert sich der Kieferorthopäde an verschiedenen Bezugspunkten wie z.B. dem Abstand des Bracketslots zur Zahnschneidekante bei der vertikalen Ausrichtung (Ausgleich in der Höhe) und der Längsachse der Zahnkrone bei der horizontalen Ausrichtung (mesiodistaler Ausgleich). Je nach Behandlungstechnik und vorliegender Zahnfehlstellung folgt er dabei klinischen Leitlinien und Werteempfehlungen, die zu einer idealen Bracketplatzierung und somit zu bestmöglichen Behandlungsergebnissen führen.
Die Brackets können durch den Fachzahnarzt für Kieferorthopädie entweder mittels direkter oder indirekter Technik auf die Zähne geklebt werden. Beim direkten Bonding wird jedes Bracket einzeln mithilfe eines Instruments nach Sicht geklebt. Das indirekte Bonding hingegen erfolgt mit einer laborgefertigten Übertragungsschiene (Tray), welche die mit Kleber versehenen Brackets enthält, sodass ein gleichzeitiges Bekleben ganzer Zahngruppen möglich ist.
Beide Bonding-Methoden bringen ihre jeweiligen Vor- und Nachteile mit sich. Vergleicht man sie miteinander, sprechen zweifellos die höhere Genauigkeit und ein insgesamt kürzerer Klebetermin für die indirekte Technik. Die Positionierung der Brackets erfolgt dabei vorab auf dem Zahnmodell und somit außerhalb des Mundes, sodass der Patient auf dem Behandlungsstuhl lediglich noch das Einsetzen des Trays zur Übertragung der Brackets von der Schiene auf die Zähne „erdulden“ muss. Dafür sind bei der indirekten Methode im Gegensatz zur direkten Technik von vornherein zwei Termine (Abdrucknahme und Klebetermin) sowie etwas höhere Kosten für den Laborprozess einzuplanen.
Insbesondere in den letzten Jahren hat der zunehmende Einsatz digitaler Technologien völlig neue Möglichkeiten bei der Behandlungsplanung und Umsetzung kieferorthopädischer Therapiegeräte eröffnet. So ermöglichen CAD/CAM-basierte Arbeitsabläufe beispielsweise längst virtuelle Bracketplatzierungen sowie die digitale Planung und den 3D-Druck von Übertragungsschienen.
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